Antrag auf größtmögliche entfernung von Gewalt Ein neues Stück von Felicia Zeller

Antrag auf größtmögliche entfernung von GewaltEin neues Stück von Felicia Zeller


EINFÜHRUNG 30 MINUTEN VOR VORSTELLUNGSBEGINN IM STUDIO-FOYER
NOMINIERT FÜR DEN DRAMATIKPREIS DER MÜLHEIMER THEATERTAGE
Premiere am 17.05.2023
Dauer ca. 1 Stunde 30 Minuten
Schauspiel
Extern, Studio
Uraufführung
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Veranstaltungen

So. 05.05.24 19:30 Uhr – Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt
Mo. 06.05.24 19:30 Uhr – Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt

Sie haben es geschafft. Anna, Ronja, Aylin, Charifa, Melanie und Maria haben die Gewalt hinter sich gelassen und sind ins Frauenhaus gegangen. Aber auch hier warten Probleme: Wie sollen sie ihr Leben dort finanzieren? Wer hilft mit den nie endenden Anträgen und den akkuraten Begrifflichkeiten der deutschen Bürokratie? Wer erkennt ihre Fallstricke? Und was, wenn die Auswahlmöglichkeiten auf dem Formular nicht der Lebensrealität entsprechen? Wer garantiert, dass sie nicht wieder gefunden werden? Vielleicht ist zurückgehen doch die beste Option auf ein klein bisschen Glück im Leben? 

Felicia Zeller legt den Figuren ihres neuen Stückes eine höchst eigene Kunstsprache in den Mund. Vokabular, Melodie und Aufbau entstehen ebenso aus den Biografien der Figuren als auch aus der Reibung zwischen ihrer poetischen Suche nach dem kleinen Lebensglück und den realen Sachzwängen, die sie immer wieder ausbremsen. So entsteht eine kraftvolle, symphonische Partitur, die die verschiedenen Lebenssplitter miteinander verwebt und dabei auch immer wieder helfende Stimmen, wie die der Mitarbeiterin des Frauenhauses oder einer Ärztin, zu Wort kommen lässt. Aber auch die verletzenden Stimmen der Täter:innen werden zitiert sowie die Worte derjenigen, die naiv und unachtsam am Problem vorbeischauen. Dabei schlägt Verzweiflung so schnell ins Absurd-Komische um wie in manchen Partnerschaften Familienfrieden in sinnlose Gewalt. 

Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt geht von Interviews aus, die mit ehemaligen und aktuellen Bewohnerinnen des Frauenhauses Oberhausen sowie Opferschützerinnen, einer Rechtsanwältin und der Leitung des Frauenhauses geführt wurden.

Premiere am Theater Oberhausen am: 17.05.2023

In Kooperation mit dem Frauenhaus Oberhausen.

Jede vierte Frau in Deutschland erlebt körperliche und/oder sexualisierte Gewalt in ihrer Partnerschaft. Studien belegen, dass diese Gewalt Frauen in allen Bildungs- und Sozialschichten betrifft und dass diese Gewalt nicht im Alter endet. Das immer noch vorherrschende Tabu, über Probleme innerhalb der häuslichen Sphäre zu sprechen, bzw. sie sogar zur Anzeige zu bringen, ist nur einer der Aspekte, der Frauen davon abhält, sich Hilfe zu suchen. Die anderen sind unter anderem die 14.000 fehlenden Frauenhausplätze sowie die Tatsache, dass viele der Gewaltopfer ihren Aufenthalt ganz oder zum Teil selbst bezahlen müssen; auch die bürokratischen Hürden bei der Kostenerstattung sind immens.  

Weitere Infos zum Thema finden Sie z.B. bei Frauen helfen Frauen Oberhausen e.V. oder auf den Seiten des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die Frauenhäuser in NRW haben eine gemeinsame Kampagne gestartet, um auf die schlechte finanzielle Ausstattung der Frauenhäusern aufmerksam zu machen. Unter dem Motto #RaufDiePlätze fordern sie unter anderem mehr zugängliche Frauenhausplätze. Auf https://raufdieplaetze.de gibt’s alle Infos zur Kampagne und zu Unterstützungsmöglichkeiten.

Extra

  • Einführung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Studio-Foyer
  • Nachgespräch im Studiofoyer im Anschluss an die Vorstellung am 01.10.2023 und am 25.11.2023 mit Frauen helfen Frauen Oberhausen e.V. und der Gleichstellungsstelle, im Studio-Foyer
  • Vorstellung im Rahmen von Orange the World, mit Übergabe der Spenden aus dem Erlös des Kostüm- und Kuchenverkaufs beim Theaterfest an Frauen helfen Frauen Oberhausen e.V. am 25.11.2023

Hinweis

Bitte beachten Sie, dass während der Vorstellung Stroboskoplicht eingesetzt wird.
Vielen Dank und einen schönen Theaterabend.

Bilder

Trailer

EINFÜHRUNG

Pressestimmen

„Die Autorin Felicia Zeller bringt in „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“ das Kunststück fertig, den Sound und die Wucht der realen Interviews, die Regisseur Eike Weinreich geführt hat, zu bewahren und ihn dennoch durch Loops, Doppelungen, Verkürzungen in ein grausames Gedicht zu verwandeln, das immer wieder verrät: hier geht es um mehr als um schlimme Einzelschicksale von „Anna“, „Ronja“, „Aylin“, „Charifa“, „Melanie“ und „Maria“.
Zeller ist eine Meisterin der Satzverkürzung, bei der das unausgesprochene Ende immer schön im eigenen Kopf weiterklingt. Sie setzt Orte, Namen, Daten und Herkunftsorte quasi verbal in eckige Klammern, benennt sie nicht konkret, sondern sagt „Ort-Name-Jahr“: so wird die Allgegenwärtigkeit häuslicher Gewalt allein schon durch eine sprachliche Finte klargestellt und nicht sensationsheischend auf Boulevard-Grusel gesetzt.

Warum das ein Mann inszeniert? Könnte frau sich fragen. Aber es ist nun einmal so, dass Eike Weinreich jahrelang Kontakte zu Oberhausener Frauenhäusern hielt, mit Betroffenen auch schon einen Dokumentarfilm über das Thema gedreht hat, tief im Thema ist. Seine Inszenierung macht mit klugen, aber diskreten Mitteln die Bedrohung, die Qual, die Gewalt jederzeit klar, ohne sie voyeuristisch auszuschlachten. Immer wieder vibriert da etwa ein Handy, das die Vier kurz in Schockstarre versetzt, bevor es weitergeht.

Und am Schluss kommt dann endlich die Wut. Stellen sich die Frauen vor uns auf, als seien sie Uma Thurman in „Kill Bill“, werden zu Rachegöttinnen. Brüllen heraus, was ihnen sonst zugebrüllt wird.
Ein beeindruckender, wichtiger Abend, der Strukturen und Schicksale eines unsäglichen Phänomens beleuchtet.“ Dorothea Marcus, nachtkritik.de

„Dieses Haus besteht nur noch aus einem stählernen Skelett. Innen beleuchten kalte Neonröhren die nackte Ruine. Allein ein Hocker mit der Aufschrift „Home sweet home“ erinnert an den Traum von einem besseren Leben. Das Drama „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“, das jetzt beeindruckende Uraufführung im Studio des Theaters Oberhausen feierte, erzählt von einem Zuhause voller Brutalität, Angst und Ohnmacht. Ein starkes Stück von Felicia Zeller über ein trauriges, gesellschaftsrelevantes Thema. Das Publikum, berührt und begeistert.
Vier großartige Schauspielerinnen (Susanne Burkhard, Rosa Dahm, Anke Fonferek, Maria Lehberg) verkörpern in raschem Wechsel Frauen, die ganz unterschiedlicher häuslicher Repression entflohen sind. Und die dann auf sture Bürokratie mit ihrer unendlichen Antragsflut und auf Probleme im Frauenhaus treffen. Regisseur Eike Weinreich inszenierte ein intensives Recherchestück, das nach Gesprächen mit Bewohnerinnen des Oberhausener Frauenhauses entstanden ist.“ Elisabeth Höving, WAZ

Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms „Neue Wege“